7 Tipps, wie man
Füllwörter vermeidet
Wohl jeder hat schon einmal einen Vortrag erlebt, bei dem der
Redner sich ständig durch Füllwörter unterbrach (ähm, ehh, mmh) oder
Verlegenheitspausen damit zu überbrücken versuchte. Für die Zuhörer ist das oft
sehr lästig, und es macht auch keinen besonders souveränen Eindruck, wenn der
Vortragende das Gefühl vermittelt, immer wieder seinen Faden zu verlieren und
nach dem richtigen Gedanken suchen zu müssen, während sein Publikum schon
wieder das nächste "äh" zu hören bekommt. Wer bewusst darauf achtet
und aktiv an seiner Vortragstechnik arbeitet, kann diese lästige Angewohnheit
leicht abstellen und damit die Wirkung seiner Worte und seins Vortrages
deutlich steigern. Hier ein „Trainingsplan“, wie man in 7 Schritten die Verwendung
von Füllwörtern eliminieren kann.
1.) Das Problem bewusst machen
Zunächst einmal ist es notwendig, sich das Problem bewusst zu machen. Um
herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß unnötige Füllworte verwendet werden,
sollte man Kollegen oder andere persönliche Bekannte bitten, ein offenes und
ehrliches Feedback zu geben. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil der
Vortragende selbst oft keinen realistischen Eindruck davon hat, wie oft er
Füllwörter benutzt. Das liegt ganz einfach daran, weil sich viele Redner
während ihres Vortrages so sehr darauf konzentrieren, was sie sagen, dass sie
überhaupt nicht mitbekommen, wie sie es sagen. So ist es kein Wunder, dass der
Redner selbst häufig nicht mitbekommt, was er mit seinen Händen während des
Vortrages macht, ebenso welchen Gesichtsausdruck er hat und eben auch besonders
störende Angewohnheiten wie Füllwörter werden selbst kaum wahr genommen. Eine
unbestechliche und sehr effektive Möglichkeit, sich selbst zu überprüfen ist
die Aufzeichnung des eigenen Vortrags auf Video. Das erste Mal ist zwar
gewöhnungsbedürftig, doch es gibt kaum eine bessere Möglichkeit ein
realistisches Bild von sich selbst als Redner zu bekommen, auch davon, wie man
als Referent auf andere wirkt und welche häufigen Fehler dabei auftreten.
2.) Häufigkeit von Füllworten
feststellen
Ist man sich dessen bewusst, dass man ein Problem hat, besteht der nächste
logische Schritt darin, sich klar zu machen, welches Ausmaß das Problem hat.
Kommt es nur 2-3 mal im gesamten Vortrag vor, bedarf das ganze keiner großen
Aufmerksamkeit. Verwendet man dagegen in jedem Satz ein- oder mehrere Mal
Füllwörter ist eine Änderung dringend angesagt. Wie lässt sich nun das Ausmaß
des Problems feststellen? Es gibt eine sehr einfache und banale Methode:
Mitzählen. Entweder man beauftragt jemand das zu tun oder man zählt selbst beim
Betrachten der Aufzeichnung. Daraus können sich auch interessante Erkenntnisse
darüber ergeben, welche Füllwörter das größte Problem darstellen, welche
eventuell nur in ganz bestimmten Situationen vorkommen und welche vielleicht
nur gelegentlich verwendet werden. Wie schon erwähnt, könnte man jemanden darum
bitten, sich während eines Vortrags entsprechende Notizen zu machen, zum
Beispiel als tabellarische Strichliste, bei der jede Spalte der Tabelle zur
Erfassung eines Füllwortes dient.
3.) Ursachen aufspüren
Nur wer Ursachen eines Problems kennt, kann es auch lösen. Im Fall des
übermäßigen Gebrauchs von Füllwörtern kommen vor allem zwei Ursachen in
Betracht. Zum einen will der Referent damit meist eine gewisse Unsicherheit
verdecken, und zum anderen sollen damit Pausen im Redefluss überbrückt werden.
Vielen Referenten fällt es offensichtlich schwer, Pausen zuzulassen. Sie fühlen
sich unwohl, wenn sie schweigend vor ihrem Publikum stehen - und sei es nur für
wenige Sekunden.
Wichtig ist außerdem die Frage, woher die Pausen im Redefluss
kommen. Meist handelt es sich um Pausen zum Nachdenken, die an sich nichts
Störendes sind. Muss man allerdings häufiger während einer Rede darüber
nachdenken, wie es weiter geht, liegt das in den meisten Fällen an mangelnder
Vorbereitung.
Oftmals kann man feststellen, dass ein Redner die Vorbereitung
irgendwie zwischen anderen wichtigen Terminen „reinquetscht“. Dann werden
schnell ein paar Folien vorbereitet und man verlässt sich darauf, dass einem
dann während des Vortrages schon etwas einfällt. Die Rede oder die Präsentation
zu Hause üben hat Seltenheitswert und wenn, dann höchstens ein- oder zweimal.
Es sollte niemand verwundern, wenn das Ergebnis dann entsprechend aussieht.
Eine gute, konsequente Vorbereitung sieht anders aus. Insbesondere wird jemand,
der ein gutes Ergebnis erzielen will, die Rede oder Präsentation mehrmals zu
Hause laut üben. Das ist in mehrfacher Hinsicht von Vorteil, insbesondere hilft
es aber, das Gesagte – auch die Details, Beispiele und Veranschaulichungen
vorher sich so gut einzuprägen, dass man während des eigentlichen Vortrages nur
noch wenig überlegen muss, was man sagen möchte. Hier können übrigens auch
hervorragend sog. Memotechniken eingesetzt werden.
4.) Problem beheben, Ursachen bekämpfen
Eine größere Sicherheit als Redner gewinnt man am besten durch häufiges
Training, aber auch durch eine solide Vorbereitung. Hier lässt sich mit
"handwerklichen" Mitteln einiges erreichen, auch durch kleine
Erinnerungen und Hinweise im Redemanuskript. Erfahrungsgemäß ist es
schwieriger, das zwanghafte Überbrücken von Pausen zu überwinden als die
Unsicherheit. Die bewusste Verwendung von Pausen während des Vortrags sollte
deshalb besonders im Mittelpunkt stehen, wenn es um das
"Abtrainieren" von überflüssigen Füllwörtern geht. Nicht genug betont
werden kann die Wichtigkeit guter Vorbereitung (siehe Punkt 3), damit lässt
sich das Problem oftmals bereits sehr schnell deutlich reduzieren.
5.) Langsamer sprechen und bewusst innehalten
Eine der wichtigsten Erkenntnisse in diesem Zusammenhang lautet: Langsameres
Sprechen bringt oft einen erheblichen Qualitätsgewinn. Das Publikum kann besser
folgen, und auch die rein akustische Verständlichkeit des Vortrags wird besser.
Das werden insbesondere ältere Zuhörer sehr zu schätzen wissen, die vielleicht
schon mit ersten Anzeichen von Schwerhörigkeit konfrontiert sind. Hinzu kommt,
dass der Vortrag nicht dann besonders lebendig wirkt, wenn der Referent
möglichst schnell spricht, sondern dann, wenn er das Sprechtempo bewusst
verändert - und eben auch einmal für einen Moment gar nichts sagt. Entscheidend
ist die Variation der Stimme, sowohl im Tempo als auch in der Stimmhöhe sowie
in der Lautstärke. Wenn Sie zu einer Phase in Ihrer Rede kommen die
Begeisterung und Motivation erzeugen soll, dann ist ein etwas schnelleres Tempo
und eine höhere Lautstärke angebracht um den gewünschten Effekt zu erzielen,
ansonsten ist ein Sprechtempo, dem Ihre Zuhörer gut folgen können das Mittel
der Wahl.
6.) Planvolles Üben bringt spürbare
Fortschritte
Durch kontinuierliches Üben lassen sich viele Fehler und negative
Angewohnheiten von Rednern sukzessive überwinden. Zum Üben können
beispielsweise Probevorträge gehören, die allein oder vor einem kleinen Publikum
gehalten werden. Auch eine Videoaufzeichnung leistet gute Dienste, um sich
selbst beim Reden zu beobachten. Wichtig ist in jedem Fall eine gewisse
Regelmäßigkeit, damit der Lern- und Trainingseffekt nicht aufgrund mangelnder
Praxis verpufft.
7.)
Veränderung erkennen, Erfolge dokumentieren, Fähigkeiten ausbauen
Regelmäßige Videoaufzeichnungen sind auch eine gute Hilfe, wenn es darum geht,
Veränderungen zu erkennen. Ein Vorher-Nachher-Vergleich über einen Zeitraum von
mehreren Monaten kann nach kontinuierlichem Üben sehr erfreuliche Erfolge
aufzeigen. Dann heißt es jedoch, nicht auf dem erreichten Niveau
stehenzubleiben, sondern die nächsten Schritte zu planen, um ein immer besserer
Redner zu werden. Zum Beispiel kann es sich lohnen, nach dem Gebrauch von
Füllworten auch eventuelle, typische Verlegenheitsgesten
"abzutrainieren", die bei zahlreichen Referenten vorkommen. Sie haben
eine ähnliche Funktion wie die Füllwörter und sind für die Zuhörer oft kaum
weniger störend als diese.
Demosthenos lebte in einer Zeit, in der die Rhetorik bei den
Griechen zu einer Kunstform erhoben wurde, entsprechende Bedeutung hatten gute
Redner und Rhetoriker in dieser Zeit. Demosthenos hatte keine einfache
Kindheit, aber er hatte den Wunsch, etwas von Bedeutung zu tun, er wollte ein
großer Redner werden. Dumm nur, dass er einen Sprachfehler hatte, man sagt er
lispelte und hatte eine schwache Stimme. Damit war kein Staat zu machen und ein
guter Redner konnte er damit schon gar nicht werden. Aber Demosthenos hatte
Ehrgeiz und Ausdauer, er entschied sich für ein hartes Trainingsprogramm.
Er stellte sich ans Meer, nahm einen oder mehrere Kieselsteine
in den Mund und sprach zum Meer, einmal um seine Stimme und seine Lautstärke zu
verbessern und zum anderen um gegen das Lispeln anzugehen. Und er hatte
Ausdauer, es wird überliefert, dass er über viele Monate so trainierte.
Mit welchem Ergebnis? Wenn man heute nach Demosthenos sucht, zum
Beispiel googelt dann bekommt man meist folgenden Hinweis: Demosthenos, der
wohl bedeutendste griechische Redner. Ja, er hat es geschafft, und das können
Sie auch, sogar ganz ohne Kieselsteine.
In diesem Sinne
Viel Erfolg und guten Fluss bei Ihrer nächsten Rede
Rüdiger
Vogel
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